
Nach dem Ende einer langen Wintersportsaison wollte ich nur noch eins: In die Ferien, und zwar irgendwohin, wo es warm ist. Das habe ich auch gemacht – allerdings hatte ich die Rechnung mal wieder ohne die Krabbelviecher gemacht. Die mögen warme Gefilde nämlich auch. Und so war ich wieder einmal mit der Angst vor Spinnen konfrontiert, die mich schon seit der Kindheit begleitet.
Wie, die Hypnose-Therapeutin hat Angst vor Spinnen? Naja, Angst mittlerweile nicht mehr. Aber es gibt andere Tiere, die ich lieber mag. Mit welchen Tricks ich es geschafft habe, die Angst loszuwerden, zeige ich dir gern.
Angst ist nicht gleich Angst
Als Kind ist mir einmal nachts beim Einschlafen eine Schnake ins Gesicht geflogen. Im Dunklen. Ich war vielleicht vier, und sagen wir mal, es war eklig. Und ungefähr seitdem finde ich alles, was mit mehr als vier Beinen krabbelt, nicht sehr toll. Mindestens. Allerdings gibt es da auch Abstufungen:
- Kein Fan davon: Ok, muss jetzt nicht sein, ich befördere dich mal raus.
- Angst vor Spinnen: Oh jesses, Hilfe, wer kann die Spinne für mich wegmachen?
- Angst vor der Angst – die Phobie: Oh mein Gott, was wäre, wenn es eine Spinne hätte?
Ausser den Spinnenfans und denen, die Spinnen gegenüber neutral sind, befinden wir uns alle irgendwo bei einem dieser drei Punkte. Wenn man bei der letzten Stufe, der Angst vor der Angst, angelangt ist, kann das weitreichende Folgen haben: Man plant keine Ferien in warmen Gebieten mehr, man betritt keine Ställe oder Keller mehr, man vermeidet überhaupt jeden Ort, wo eine Spinne sein könnte. Und das schränkt einen im Alltag enorm ein – wie alle Phobien.
Wichtig ist dabei zu wissen, dass es nicht nur eine Richtung gibt – man kann sich auch von einer Stufe quasi zurück zu einer anderen Stufe bewegen. Weniger Angst haben vor Spinnen. Und selber souverän damit umgehen, wenn eine auftaucht.
Tipps gegen Angst vor Spinnen
Einen Plan haben
Wenn du denkst, dass du in der Nähe der letzten Stufe bist, dann hilft es dir vielleicht, dir einen Schlachtplan zurechtzulegen: Was würdest du denn tun, wenn da eine Spinne wäre? Mir hat zum Beispiel folgende Überlegung geholfen: Wenn eine Spinne eine Erschütterung spürt, dann stellt sie sich tot. Du kannst eine Spinne also anhalten, indem du auf den Boden aufstampfst (nicht gleich auf die Spinne). Oder indem du an die Wand schlägst. Die Spinne stellt sich tot und bewegt sich eine Weile nicht mehr. Damit gewinnst du erstmal Zeit.
Dann sollte dein Plan beinhalten, was du dann tust: Weggehen, deinen Mut zusammennehmen, die Spinne einfangen, usw. (Spinnen einfangen geht auch für Phobiker – ich zeige dir unten, wie das geht). Wenn du deinen Plan zusammengestellt hast für den Fall der Fälle, dann spiel ihn ein paarmal im Geist durch. Du musst dir die Spinne selber nicht vorstellen. Aber schonmal durchgespielt haben, was du tun wirst, falls es dazu kommen sollte, hilft: Du bist dann sicher, dass du haargenau weisst, was zu tun ist. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen – du hättest die Situation im Griff, wenn sie eintreten sollte.
Ausnahmen sehen
Das ist ein Punkt, der mir ehrlich gesagt erst gerade in diesen Ferien aufgefallen ist. Und zwar ist folgendes passiert: Ich war auf den Malediven. Dort gibt es – je nach Insel – haufenweise Ameisen und ab und an auch Kakerlaken. In dem superwarmen und etwas feuchten Klima werden die einiges grösser als bei uns. Und weil es so viele davon gibt, gibt es eben auch Tiere, die sie fressen: Geckos. Und ich mindestens finde Geckos supersüss.
Eines Tages habe ich auf dem Balkon ein Dings gesehen. Dings darum, weil ich meine Brille nicht aufhatte und nicht recht sehen konnte, was es war. Also Brille auf und dann – igitt, eine Kakerlake! Ich habe meinen Plan von oben angewendet (stampfen, damit das Ding stillsteht, Abstand gewinnen und dann denken). Nachdem ich die Kakerlake eingesammelt und wegbefördert hatte (ja, das geht auch für Phobiker – das erkläre ich dir gleich unten), habe ich eine Weile an der Szene herumstudiert.
Wäre das Dings, das ich ohne Brille nicht erkennen konnte, ein Gecko gewesen, hätte ich den herzig gefunden. Ich wäre wohl relativ nahe an ihm drangeblieben, um ihn zu beobachten und hätte mich gefreut, wenn ich ihn hätte berühren können. Mein erster Gedanke war: Naja, Geckos haben nur vier Beine, es muss daran liegen. Aber das ist falsch: An der Strandpromenade hatte es nämlich haufenweise Krabben. Und die fand ich superspannend zu beobachten. Von nahe. Und obwohl sie acht bis zehn Beine haben. Wenn ich beim Tauchen eine Languste sehe, freue ich mich sogar. Obwohl die auch ganz schön gross werden können und auch ziemlich schnell laufen. Mit Fliegen, Libellen und Schmetterlingen habe ich auch kein Problem.
Vielleicht findest du ja auch bei dir solche Ausnahmen: Es gibt Tiere, die krabbeln und eine bestimmte Grösse haben, die dir aber keine Angst machen. Und vielleicht hilft es dir, dir vorzustellen, die Spinne vor dir wäre ein anderes Tier. Du trittst der Spinne einfach so gegenüber, wie wenn sie dieses Tier wäre.
Spinnen einfangen für Phobiker
Weg mit dem Ding! Das ist das, was man als Spinnen-Phobiker will, wenn man eine sieht. Nur ist Papi oder Mami (oder ein verständnisvoller Freund) nicht immer da. Als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin, war das ein grosses Problem für mich. Aber ich hab’s hingekriegt. Ich fange zwar nach wie vor die Spinnen nicht mit der blossen Hand wie mein Vater, aber ich kann sie problemlos einfangen. Und das geht so:
- Spinne stoppen – stampfen, an die Wand schlagen, was auch immer: Eine Erschütterung stoppt die Spinne. Das funktioniert auch mehrmals hintereinander, falls du mehr Zeit brauchen solltest.
- Ein Glas oder etwas ähnliches holen. Mein Tipp: Deckel von CD-Spindeln. Wenn du CDs zum selber brennen kaufst, hast du sicher schon diese 1’000er-Pack gesehen: Ein Stapel CDs, der von einem durchsichtigen Plastikdeckel bedeckt wird. Und diesen Deckel willst du haben. Er ist nämlich aus Plastik, er geht also nicht kaputt, wenn du etwas grob mit ihm umgehst. Zweitens hat er einen relativ grossen Durchmesser. Somit musst du weniger präzis treffen, wenn du die Spinne einfängst. Und grössere Krabbelviecher hätten auch drunter Platz. Alternativ kannst du auch eine Keksdose oder ein Plastik-Aufbewahr-Dings (sprich: Tupperware) benutzen. Nach meiner Erfahrung hilft es, wenn dein Hilfsmittel durchsichtig ist. Du kannst dann nämlich beobachten, was das Viech da drin tut (und das ist besser, als Angst davor zu haben, was es wohl tun könnte!).
- Wenn du also die Spinne gestoppt hast und mit deinem Deckel dort stehst, dann stülpst du den erstmal drüber. Das braucht am Anfang vielleicht etwas Mut, aber glaub mir, das kriegst du hin. Wenn da Ritzen im Boden sind oder Unebenheiten, dann schieb den Deckel mit samt der Spinne wo hin, wo keine sind. Damit sie ganz sicher nicht unten rauskriechen kann.
- Wenn du die Spinne so eingesperrt hast, dann ist erstmal Verschnaufpause angesagt. Nimm dir alle Zeit der Welt, erstmal Abstand zu gewinnen, durchzuschnaufen, was immer du brauchst. Die Gefahr ist fürs Erste gebannt, die Spinne geht nirgends mehr hin.
- Wenn du dich gesammelt hast, holst du ein stabiles Stück Karton. Kataloge oder Hefte gehen auch, so lange sie nicht zu dick sind. Damit marschierst du zurück. Nun schiebst du den Karton langsam unter den Deckel – vorsichtig, damit du die Spinne nicht verletzt und dass sie auch nicht rauskrabbeln kann. Wenn du willst, kannst du danach noch einmal eine Pause machen.
- Nun überlegst du, wo die Spinne hin soll. Willst du sie im Garten freisetzen oder drei Strassen weiter? Mach alle Türen oder Fenster auf, die auf dem Weg liegen. Nun nimmst du das ganze Gebilde in die Hand (und zwar so, dass sich der Karton nicht biegt – die Spinne soll ja drin bleiben), trägst deine Spinne dorthin und lässt sie frei.
- Gratulation, du hast ganz allein eine Spinne eingefangen!
Beim ersten Mal war ich supernervös. Ich brauchte hundert Pausen. Aber man lernt schnell, dass es funktioniert. Und dann ist es immer einfacher. Inzwischen nehme ich mir nach dem Einfangen sogar jeweils Zeit, die Spinne etwas zu betrachten. Weil irgendwie finde ich sie schön. Wenn da eine Scheibe ist zwischen mir und der Spinne. Probier’s!
Hypnose gegen Angst vor Spinnen
Ich habe meine eigene Art gefunden, mit Krabbelviechern umzugehen, lange bevor ich
Wenn ich das nicht geschafft hätte, dann hätte ich später wohl Hilfe bei der Hypnose gesucht. Weil die Angst in Erlebnissen aus der Kindheit verwurzelt ist, wie ich das von meiner eigenen Geschichte oben beschrieben habe. Meistens erinnert man sich nicht an diese Erlebnisse – aber das macht nichts: In Hypnose geht das. Und man kann sie dort auch gleich auflösen. Wenn du also trotz allem Mut und allen Tupper-Dosen immer noch zu sehr Angst vor Spinnen hast, dann lass dir helfen.

Wer schreibt hier?
Mein Name ist Katrin Bretscher, ich bin Mentaltrainerin für Sportler und "normale Menschen". Ich habe meine Praxis mit dem Namen "Power & Balance" in Zürich.
Ich habe ursprünglich an der ETH Informatik studiert und von Ballett über Karate bis Eishockey alle möglichen Sportarten trainiert. Nach verschiedenen Anstellungen und Weiterbildungen habe ich mich 2014 mit meiner eigenen Praxis selbstständig gemacht: Ich bin diplomierte Hypnose-Therapeutin, Trainerin für Autogenes Training und Mentaltrainerin.
Hier erfährst du (noch) mehr über mich.