Kennst du Counterstrike und Twitch? Nein? Dann solltest du weiterlesen und wie ich kürzlich über eine Szene staunen, die Millionen von Zuschauern hat. Wenn du Counterstrike und League of Legends zu deinen Hobbies zählst und Twitch dein zweites Zuhause ist, dann gibt’s gleich mehr Futter für die Diskussion, ob E-Sport denn nun Sport ist oder nicht. Und darüber, ob man im E-Sport Mentaltraining betreiben sollte oder nicht.
Was ist E-Sport?
Um es kurz zu machen: Man kann Computerspiele gegeneinander spielen. Das konnte man schon Ende der 1980er, per Kabel zwischen zwei Game Boys. Am PC spielte man lange mangels Internet-Anschluss gegeneinander, indem man sich gemeinsam vor den Computer setzte und das Keyboard weitergab. Als Spielen übers Internet aufkam, war das erst nervenaufreibend – weil man bei langsamer Netzwerkverbindung benachteiligt war. So schleppten denn halt alle Spieler ihre Computer samt Zubehör zu LAN-Parties, wo das Netzwerk lokal verlegt wurde. So konnte man sich ohne Netzwerk-Sorgen mit Gleichgesinnten die Nacht um die Ohren schlagen.
Dann wurden Internet-Anschlüsse nicht nur verbreiteter, sondern vor allem auch schneller. Heute wird von Guitar Hero über Wolfenstein bis Fifa alles übers Internet gespielt, auf Konsolen wie der PlayStation, Xbox oder Wii – oder eben am Computer.
Wo man gegeneinander spielen kann, da sind die Wettkämpfe nicht weit. Und weil die Spiele-Hersteller an ihren Wettkämpfen mittlerweile Preisgelder in mehrstelliger Millionenhöhe (!) auszahlen, gibt es eben auch professionelle Spieler. Leute also, die ähnlich einem Profi-Fussballer ihr Geld damit verdienen, zu spielen.
Profis, Wettkämpfe und Mentaltraining im E-Sport
Die hohen Preisgelder lohnen sich für die Hersteller: Spieler „zocken“ so nicht einfach nur für sich im stillen Kämmerlein. Auf YouTube sind sogenannte Let’s Player populär: Leute, die sich selber dabei filmen, wie sie ein Spiel spielen. Neben YouTube gibt es Plattformen wie Twitch, die sich ganz auf online-Spiele fokussieren. Dort kann man Leuten live beim Spielen zuschauen. Ein Millionenpublikum: An einem ganz normalen Montag Abend schauen über 150’000 Leute zu, wie andere Leute League of Legends spielen. Und das, ohne dass gerade ein Wettbewerb stattfindet! Ob wohl 150’000 Leute live zuschauen würden, wenn der FC Bayern München sein Training streamen würde?
Die Wettbewerbe selber werden in grossen Sportstadien ausgetragen. Vor zahlendem Publikum, das über Videoleinwände das Spielgeschehen verfolgen kann. Und natürlich vor einem Millionenpublikum, das zu Hause übers Internet zuschaut. In Bezug auf die Einschaltquote haben diese Veranstaltungen bereits einige der etablierten Sportarten wie die World Series im Baseball oder die NBA überholt.
Wo viel Geld und Prestige ist, da ist viel Druck. Und damit ist auch im E-Sport Mentaltraining nicht weit: Bekannt wurde etwa das Team Astralis, das mit Hilfe einer Sportpsychologin seine Blockade überwinden konnte.
Ist denn das jetzt Sport?
Fussball-Clubs wie Schalke 04 oder der FC St.Gallen haben vor diesem Hintergrund eigene E-Sport-Teams gegründet: Um ein jüngeres Publikum zu erreichen und vielleicht auch, um irgendwann einen Teil des Preisgeld-Kuchens zu erhaschen. Allerdings ist dazu zu sagen: Computer-Spiele, die „echten“ Sport imitieren, spielen bei E-Sport eine sehr untergeordnete Rolle. Fifa schafft es knapp noch, Profi-Spieler anzuziehen – NHL ist auf Grund des sehr bescheidenen Preisgeldes überhaupt nicht vertreten, obwohl dort Gespräche im Gang sein sollen, dies zu ändern.
Bei E-Sport dominieren die „klassischen“ Computerspiele: Ego-Shooter (vom Volksmund oft „Ballerspiele“ genannt). Counterstrike, World of Warcraft – der Gamer mag es offenbar phantastisch und blutrünstig. Und damit sind wir bei der Frage: Ist E-Sport Sport?
Man könnte an dieser Stelle die Diskussion vom Zaun brechen, wie es um die Gewaltdarstellung in den gespielten Spielen steht. E-Sport-Anbieter müssen sich die Frage gefallen lassen, ob bei virtuellem Wattebausch-Werfen gleich viele Zuschauer dabeiwären wie beim virtuellen Häuserkampf. So lange aber im Profi-Boxen und in Ligen wie der NHL und der NFL gezielt oder als Nebeneffekt des „Entertainments“ schwere Gehirnschädigungen in Kauf genommen werden, muss der etablierte Sport aber wohl vor der eigenen Türe kehren. Immerhin sind die Verletzungen durch Gegnerkontakt im E-Sport nur virtuell.
Die Frage, ob E-Sport ein Sport ist, soll sich hier darum um etwas anderes drehen: Gemeinhin stellt man sich den Gamer ja als übergewichtig, blass und „unsportlich“ vor. Stillsitzen und in den Bildschirm starren – was hat das mit Sport zu tun? Eine Menge: Schach zum Beispiel gilt schon lange als Sport und wird seit Jahren gegen, mit und über Computer gespielt. Leute schauen live vor Ort und über TV oder Internet dabei zu. Vielleicht ist Schach gar die Mutter allen E-Sports!
Darum braucht E-Sport Mentaltraining!
Ob Schach, Fussball, Marathon oder Karate: Überall ist Taktik gefragt. Schnell denken und reagieren. Ruhe und Übersicht bewahren, auch wenn es stressig wird, Tausende zuschauen und der Gegner gehörig Druck macht. Immerhin hat man in einem Sport, der eine starke physische Komponente hat, noch einen Vorteil: Man kann auch bei unterlegener Taktik Vollgas geben. Manchmal schlägt der bedingungslose körperliche Einsatz sogar einen ansonsten überlegenen Gegner. Das kann man im E-Sport nicht.
Und darum braucht es im E-Sport Mentaltraining: Wenn Denken, Konzentration, Reaktionsfähigkeit, Ruhe und Übersicht das Einzige ist, was zwischen Sieg und Niederlage entscheidet – dann solltest du das trainieren. Und wann immer da etwas ist, das dich daran hindert, deine beste Leistung abzurufen, dann solltest du dir Hilfe bei einem Mentaltrainer suchen. An einem Muskel, der zu wenig kräftig auf die Maus klickt, wird’s nämlich kaum liegen ;-)
Wer schreibt hier?
Mein Name ist Katrin Bretscher, ich bin Mentaltrainerin für Sportler und "normale Menschen". Ich habe meine Praxis mit dem Namen "Power & Balance" in Zürich.
Ich habe ursprünglich an der ETH Informatik studiert und von Ballett über Karate bis Eishockey alle möglichen Sportarten trainiert. Nach verschiedenen Anstellungen und Weiterbildungen habe ich mich 2014 mit meiner eigenen Praxis selbstständig gemacht: Ich bin diplomierte Hypnose-Therapeutin, Trainerin für Autogenes Training und Mentaltrainerin.
Hier erfährst du (noch) mehr über mich.