Prüfungsangst: Was hilft

Prüfungsangst was hilftBlockade bei Prüfungen: Was hilft und was du besser bleiben lässt

Es ist Sommer, und damit Semesterende oder du beendest sogar deine Lehre: Die LAP steht an. Ein wichtiger nächster Schritt in deinem Leben, und eigentlich wäre es ja auch cool, wenn du zeigen könntest, was du kannst. Wenn da nur nicht die Prüfungsangst wäre.

Das Internet ist voll mit tollen Tipps, und wenn du die alle umsetzen würdest, dann hättest du vermutlich gar keine Zeit mehr zum Lernen. Was hilft, und was mehr „gut gemeint“ als wirklich gut ist, zeige ich dir in diesem Artikel.

Prüfungsangst – das Wichtigste zuerst

Eine Prüfung kann nur gut gehen, wenn du entweder verdammt viel Glück hast oder gut vorbereitet bist. Und weil das Glück sich selten zwingen lässt, liegt der Schlüssel in einer guten Vorbereitung. Wenn du also Mühe mit dem Lernen hast, dann solltest du schauen, dass du die Lernblockade loswerden kannst.

Zweitens solltest du genügend schlafen. Im Zweifelsfall lieber eine Stunde mehr schlafen als noch eine Stunde lernen – dein Hirn braucht Zeit, um das bisher Gelernte auch sicher zu speichern. Und das macht es im Schlaf. Wenn du schlecht schläfst, lernst du auch schlecht(er). Wenn du noch nicht 20 bist (oder diesen Artikel als Mama oder Papa liest), dann interessiert es dich vielleicht auch wie viel Schlaf du brauchst. Das sind mit 17 Jahren immerhin noch 9 Stunden pro Nacht! Und da reden wir noch nicht einmal von Jugendlichen, die nebenbei Spitzensport treiben oder eine stressige LAP-Phase durchmachen.

Darum lautet Schritt zwei: Besser schlafen. Das geht, indem du eine Entspannungs-Technik wie etwa Autogenes Training lernst. Das ist nicht schwierig und du kannst bereits ab der ersten Woche, in welcher du übst, mit den ersten Erfolgen (sprich: Schlaf, bessere Konzentration) rechnen. Merke: Entspannung fördert die Konzentration.

Mentaltrainings-Tricks gegen Prüfungsangst

Probier’s aus

Atme ganz normal ein, und zähle während dem Ausatmen auf 3. Vielleicht reicht dein Atem nur bis 2, oder sogar bis 4. Dann zählst du einfach bis dort. Wenn du ausgeatmet hast, dann atmest du einfach ganz normal wieder ein, und zählst wieder während dem Ausatmen. Wenn du dich so ein paar Atemzüge lang auf das Ausatmen konzentrierst, wirst du merken, wie du dich beruhigst.

Ein ganz einfacher Trick, der aber sehr effektiv ist: Ausatmen. Atemtechniken sind ein wichtiger Teil des Mentaltrainings, und zum Glück sehr einfach. Grob gesagt: Es ist nicht möglich, gleichzeitig Panik zu haben und tief zu atmen. Also kannst du über den Atem auch steuern, wie aufgeregt oder ängstlich du gerade bist.

Zudem hilft es, wenn du auf deine Selbstgespräche achtest. Wenn du etwa denkst „oh Mann, ich kann das nicht!“, dann korrigiere dich: „Ich kann das noch nicht, und ich werde es jetzt lernen.“ Das klingt vielleicht etwas doof, aber es hilft wirklich! Die ganze Mittelstufe des Autogenen Trainings besteht daraus. Und damit ist Hannes Lindemann immerhin ganz allein über den Atlantik gesegelt.

Dein Satz kann ganz einfach sein: „Ich schaffe es“. Schreib ihn auf einen Zettel und lege ihn neben dich auf den Tisch, wenn du lernst. Sag es dir selber immer wieder: „Ich schaffe es“.

Was du bei Prüfungsangst besser bleiben lässt

Das Internet ist voll mit Vorschlägen, was man alles noch tun könnte gegen Prüfungsangst. Während viele davon sicher gut gemeint sind, und sehr gut tönen, sind die meisten allerdings auch mit Vorsicht zu geniessen. Und das auch im wörtlichen Sinn.

In letzter Zeit begegnen mir zum Beispiel viele Artikel, die diesen oder jenen Superfood fürs Lernen oder Prüfungen anpreisen. Vielleicht liegt es daran, dass im Moment allgemein viel übers Essen geschrieben wird und man im Internet manchmal das Gefühl hat, alle Probleme der Welt wären zu lösen, wenn man nur das Richtige essen und trinken würde.

Es ist sicher eine sehr gute Idee, dir über deine Ernährung Gedanken zu machen. Das gilt auch für deine Lernmethode oder die Art, wie du Prüfungen löst und welche Kleider du trägst. Aber bei allen Tipps, sogar denen in diesem Artikel, gibt es einen Haken:

Etwas Besonderem mit etwas Besonderem begegnen wollen. Das ist ein Fehler, den auch Sportler vor Olympischen Spielen ab und an machen. Es ist so etwas Besonderes, es ist so eine wichtige Prüfung, da muss ich jetzt alles unternehmen, damit’s klappt. Und dann klappt’s nicht.

Wenn du genügend Zeit hast, dann kannst du gern ausprobieren, was eine andere Art zu essen, zu schlafen oder zu lernen mit dir macht. Vielleicht hilft’s! Aber immer, wenn du etwas änderst, brauchst du eine Weile, um dich daran zu gewöhnen. Und gerade beim Essen gibt es ja auch unangenehme Nebeneffekte: Vielleicht bekommst du Blähungen, Verstopfung oder Durchfall – je radikaler deine Umstellung ist, desto grösser die Gefahr, dass dies am Anfang passiert. Oder am Prüfungstag.

Darum lautet mein letzter Tipp: Keine Last-Minute-Supertipps befolgen. Egal, ob es sich dabei vielleicht wirklich ein Supertipp handelt. Wenn du in letzter Minute irgend etwas umstellst, dann ist das für dein Hirn und deinen Körper Stress. Hirn und Körper müssen sich erst an das Neue gewöhnen, und das braucht Zeit. Und vielleicht sogar eine kleine Probe-Prüfung, wo du den neuen Supertipp einmal ausprobieren kannst, ohne dass allzu viel dabei – tschuldigung – in die Hose gehen kann.

Wenn dafür keine Zeit mehr ist, dann halte dich an dem fest, was für dich bisher funktioniert hat. Weil irgend etwas hat auch bei dir ganz sicher funktioniert. Und wenn es auch nur etwas Kleines war: Es hat funktioniert, du hast etwas gekonnt. Du kannst etwas, sonst wärst du in deinem Leben nicht bis dahin gekommen, wo du jetzt bist. Und diese funktionierenden Dinge helfen dir auch jetzt. Du schaffst das :-)


 
Katrin Bretscher, Mentaltrainerin Zürich

Wer schreibt hier?

Mein Name ist Katrin Bretscher, ich bin Mentaltrainerin für Sportler und "normale Menschen". Ich habe meine Praxis mit dem Namen "Power & Balance" in Zürich.

Ich habe ursprünglich an der ETH Informatik studiert und von Ballett über Karate bis Eishockey alle möglichen Sportarten trainiert. Nach verschiedenen Anstellungen und Weiterbildungen habe ich mich 2014 mit meiner eigenen Praxis selbstständig gemacht: Ich bin diplomierte Hypnose-Therapeutin, Trainerin für Autogenes Training und Mentaltrainerin.

Hier erfährst du (noch) mehr über mich.